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Standards zur Ausbildung von Hunden zur Trüffelsuche

Vorbemerkung:

Die nachfolgende Beschreibung von Standards zur Ausbildung von Trüffelhunden stellt eine Empfehlung des Deutschen Trüffelverbandes zur Beurteilung der Leistung und Befähigung ausgebildeter Trüffelhunde bzw. Mensch-Hund-Teams dar. Diese Richtlinie ist Grundlage einer kompetenten Trüffelsuche und muss grundsätzlich im Zusammenhang mit aktuellen natur- und tierschutzrechtlichen Vorschriften des Bundes und der Länder gesehen werden. Dort enthaltene Vorgaben und Kriterien sind in dieser Richtlinie nicht explizit abgebildet.

Die beschriebenen Standards konkretisieren das Ausbildungsziel sowohl für Hunde als auch für Hundeführer/-innen. Sie können und sollen gleichzeitig Grundlage für eine entsprechende Leistungsprüfung sein. Der Trüffelverband verzichtet dabei auf die Definition unterschiedlicher Ausbildungslevels. Vielmehr wird ein sinnvoller Standard beschrieben, der erforderlich ist, um zuverlässig Trüffel auf Plantagen und in der Wildsuche* zu finden, zu bergen und anzusprechen (* sofern rechtlich zulässig!). Erfahrungsgemäß lernen Mensch-Hund-Teams über die Jahre permanent hinzu, so dass sich Leistung und Befähigung eines Mensch-Hund-Teams kontinuierlich weiterentwickeln.

Es handelt sich bei der vorliegenden Richtlinie um ein „dynamisches Dokument“, dessen Inhalte und Kriterien angepasst werden können, wenn neue Sachverhalte aus praktischen Erfahrungswerten oder aber entsprechende neue wissenschaftlich relevante Erkenntnisse vorliegen. Die Beiräte und Mitglieder des Verbandes beteiligen sich aktiv an der Weiterentwicklung dieser Richtlinie.

Ausbildungsziele:

Nachfolgend werden sowohl Ausbildungsziele für den Hundeführer bzw. die Hundeführerin beschrieben wie auch für den angehenden Trüffelhund selbst. Beides ergänzt sich zwingend, erst im Zusammenspiel kann von einem guten Ausbildungsstand des Mensch-Hund-Teams ausgegangen werden.

Der Hundeführer/-in …

  1. kennt die relevanten naturschutzrechtlichen Bestimmungen (mindestens Deutschland, bei Trüffelsuche im europäischen Ausland auch die jeweiligen landesspezifischen Bestimmungen) und beachtet diese konsequent
  2. kennt die Lebensraumansprüche der wichtigsten in Mittel- und Südeuropa vorkommenden Tuberarten
    – kann bei der Wildsuche (* sofern rechtlich zulässig, z.B. in CH und Ö) geeignete Vegetationsstrukturen ansprechen
    – erkennt sicher relevante Partnergehölze anhand ihrer äußeren Merkmale
    – kann Gelände und Böden dem Grunde nach bzgl. ihrer Eignung für Trüffelanbau und -vorkommen einordnen
  3. kennt die wesentlichen äußeren und inneren Merkmale der wichtigsten Trüffelarten (s.o.) und kann diese Arten routiniert ansprechen
  4. kann die Qualität gefundener Trüffel zuverlässig bewerten, insbesondere den Reifegrad sowie ggf. vorhandene Schadmerkmale
  5. verfügt über Grundkenntnisse zur sicheren Entnahme der Trüffel und zum Verschließen der Fundstelle, um das Trüffelmyzel am Baum nicht zu schädigen
  6. kann seinen/ihren Hund „lesen“, verfolgt also konzentriert die vom Hund ausgehenden (Körper-)Signale und kann diese zuverlässig interpretieren
  7. arbeitet beim Training nur mit positiver Verstärkung und verwendet bewährte Motivationshilfen

Der Trüffelsuchhund …

  • läuft in einem beliebigen Gelände nach dem Startsignal/-ritual den Suchbereich ab, ohne sich bei der Freisuche zu weit vom Hundeführer/der Hundeführerin zu entfernen
  • arbeitet konzentriert und lässt sich nicht durch äußere Einflüsse ablenken, auch nicht im schwierigen Gelände, in unbekanntem Terrain oder bei Anwesenheit fremder Personen
  • reagiert umgehend auf Sicht- und Hörzeichen des Hundeführers/der Hundeführerin
  • sucht aktiv, indem er in leichtem ruhigem „Trab“ den Suchbereich abläuft und sich dabei i.d.R. in Schleifen bewegt, bis er Witterung aufgenommen hat
  • zeigt das Vorkommen reifer Trüffel zuverlässig und punktgenau an; auch bei Nichtvorhandensein reifer Trüffel sucht er konzentriert und zeigt durch sein Verhalten dem Hundeführer das Fehlen von Trüffeln klar an (z.B. Blickkontakt / Rückorientierung)
  • zeigt er an der Fundstelle ein spezifisches (trainiertes) Anzeigeverhalten (i.d.R. Ankratzen der Fundstelle mit der Pfote)
  • bleibt zur Nachsuche am Fundort, bis der Hundeführer bzw. die Hundeführerin dort eintrifft und die Trüffel geborgen hat
  • darf am Fundort Kontakt zum Trüffel haben, insbesondere bei deren oberflächennaher Lage. Die Trüffel darf aber nicht durch übermäßiges Kratzen beschädigt oder vom Hund gefressen werden.
  • muss bei Bedarf auf Kommando eine Nachsuche am Fundort unterstützen (ggf. differenziertes Nachgraben)
  • muss zuverlässig auf ein Stopp-/Unterbrechungssignal reagieren, damit der/die Sucher/-in die Trüffel unbeschädigt bergen kann
  • darf die Trüffel nur ins Maul nehmen, wenn er explizit darauf trainiert wurde ihn mit einem sog. „weichen Maul“ zu bringen

Alter des Hundes und Ausbildungsdauer

Der Verband definiert keine Vorgaben zum Ausbildungsweg, der Ausbildungszeit oder dem Alter des Hundes. Die Ausbildung hat altersgerecht mit den notwendigen Pausen zu erfolgen, Welpen werden spielerisch an das spätere Suchtraining herangeführt.

Prüfungsablauf und -organisation

Der Verband wird separat Eckpunkte zur Gestaltung einer Suchprüfung für Mensch-Hund-Teams definieren.

Begriffsdefinitionen:

Suchen: Verhalten auf Plantagen oder auf freier Fläche (Wildsuche), bei dem systematisch die Fläche abgesucht wird, bis eine Duftspur aufgenommen wird, die den Hund zur Fundstelle leitet
Anzeigen: Verhalten am Fundort, das spezifisch für die Trüffelsuche trainiert wurde und sich klar erkennbar vom Verhalten an anderen natürlichen oder künstlichen Geruchsquellen unterscheidet